Ein Plädoyer fürs Gendern

Gendergerechte Sprache
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Auf der Gemeindeversammlung vom 18.04.24 wurde unter dem Stichwort "Diversity" auch die gendersensible Sprache (kurz: Gendersternchen) kontrovers diskutiert. Daraufhin verfasste Dr. Eva Kaster-Müller, Leiterin der Einbürgerungsstelle im KVR der Stadt München und engagiertes Gemeindemitglied der Lutherkirche ihr Plädoyer für das Gendern und trifft damit die Auffassung vieler Mitglieder des Kirchenvorstands.


Schon als Kind bin ich das erste Mal mit dem Gendern in Berührung gekommen. Meine Mutter war in den 1980er Jahren eine der ersten Gleichstellungsbeauftragten in Bayern und hat in einem oberbayerischen Landratsamt dafür gesorgt, dass die weiblichen Sachbearbeitungen als Sachbearbeiterinnen und die männlichen als Sachbearbeiter angesprochen und angeschrieben worden sind. Diese Form des Genderns ist für uns alle selbstverständlich geworden und wird von fast niemandem mehr in Frage gestellt. Wir sprechen ganz selbstverständlich von Schülerinnen und Schülern oder Pfarrerinnen und Pfarrern.

Diese Form des Genderns war aber nur der erste Schritt. Wenn wir nur Frauen und Männer ansprechen, schließen wir diverse, nicht-binäre und zum Teil auch trans* Menschen aus. Denn es gibt neben dem weiblichen und männlichen Geschlecht noch weitere Geschlechter. Ich finde es wichtig, dass wir in unserer Kirchengemeinde Menschen aller Geschlechter ansprechen.

Für gendergerechte Sprache gibt es viele Möglichkeiten. Da können wir kreativ sein. Niemand muss den Stern oder den Doppelpunkt verwenden. Wir können von den Menschen in Giesing sprechen statt von den Giesinger*innen, von Studierenden statt von Student*innen oder von Personen statt von Männern und Frauen. Manchmal ist der Stern aber auch sehr praktisch und deswegen, liebe Leser*innen, verwende ich den Stern sehr gerne. Denn ich weiß ja nicht, welches Geschlecht Sie haben. Die Aussprache ist übrigens auch ganz einfach. Denken sie an ein Spiegelei. Das ist der gleiche Laut wie bei den Leser*innen.

Wenn ich das Geschlecht einer Person kenne, ist Gendern natürlich nicht nötig und auch nicht sinnvoll. Dann spreche ich die Person so an, wie sie sich das wünscht.

Manche finden, dass Gendern die Sprache verhunzt. Was eine Person als schöne Sprache empfindet, ist natürlich eine sehr subjektive Einschätzung. Wichtiger als eine schöne finde ich jedoch eine Sprache, die nicht aus-, sondern einschließt.