Lutherkirche stellt Weichen für die Zukunft

future I'm ready
Bildrechte aus pixabay

Kirchenvorstand informiert bei Gemeindeversammlung über Planungen und Vorhaben

von Achim Schmid,
Vertrauensmann des Kirchenvorstands

 

Unter dem Thema „Luther im Wandel“ ist die Gemeindeversammlung im Saal unseres neuen Gemeindehauses gestanden. Auf dieser Versammlung, zu der alle Gemeindemitglieder eingeladen waren, informierte der Kirchenvorstand über seine Planungen, wie die Lutherkirche „zukunftssicher“ gemacht werden kann – vor allem angesichts gesellschaftlicher Veränderungen und zurückgehender Zahlen. Eine gute Einführung lieferten dabei die Konfis von Luther- und Philippuskirche, die in der Andacht zu Beginn ihre Vorstellungen von der Kirche der Zukunft beschrieben – mit Hochbeeten im Innenhof, blauem Kirchturm, Licht, Gemeinschaft, Zuhören und Mitgestaltung.

 

Neue Räume und neue Möglichkeiten

Neues Gemeindehaus
Bildrechte Gerhard Bumann

Den ersten Punkt der Tagesordnung illustrierte bereits der Versammlungsort – der Saal im neuen Gemeindehaus. Für den Kirchenvorstand erinnerte Moritz Holzapfl nochmals kurz an den Ausgangspunkt: Das alte Gemeindehaus, der „Weinbauer“, war in die Jahre gekommen und hatte einen dringenden Sanierungsbedarf, die vielbefahrene Martin-Luther-Straße wurde immer mehr zu einer Barriere zwischen Gemeindehaus und Kirche. Deshalb hatte sich ein früherer Kirchenvorstand nach langen Beratungen dazu entschlossen, ein modernes, funktionsgerechtes Gemeindehaus plus Pfarramt auf der Kirchenseite zu bauen. Voraussetzung war allerdings, dass das Weinbauern-Grundstück m Gemeindebesitz bleibt und für einen auch kirchlich sinnvollen Zweck genutzt wird.

Inzwischen sind die Baumaßnahmen weitgehend abgeschlossen, die Finanzierung der Baukosten in Höhe von 6,3 Millionen Euro ist durch Zuschüsse von Landeskirche und Dekanat und Eigenmittel aus dem Erlös des Weinbauern-Grundstück gesichert. Für die Gestaltung geeigneter Jugendräume stehen im Rahmen der Baukosten noch 150.000 Euro zur Verfügung. Wie Kirchenvorsteher Holzapfel anhand von Bauplänen erläuterte, sind weder Jugend noch der Kirchenvorstand überzeugt von den bisherigen Planungen, vor allem die vorgesehene Wendeltreppe zwischen zwei Stockwerken ist teuer und nimmt auch viel Platz ein. Da müssen die Planer noch nachbessern.

Aber auch in der Kirche ist Handlungsbedarf: Die Fassade braucht dringend einen neuen Anstrich, der inzwischen schon arg ramponierte Teppich muss ausgetauscht werden, ein sinnvolles Beleuchtungskonzept soll neue Möglichkeiten für die Nutzung des Kirchenraums geben, eine Lautsprecheranlage soll für besseren Ton und Klang sorgen, außerdem muss die Orgel technisch modernisiert und auf einen zukunftsfähigen Stand gebracht werden. Der Kirchenvorstand ist gerade dabei, für alle diese schon lange anstehenden Maßnahmen Konzepte und Kostenvoranschläge einzuholen. Die gute Nachricht ist, dass die Kosten bereits weitgehend durch entsprechende Rücklagen abgedeckt sind.

 

Gemeindestrategie: Kirche attraktiver machen

Balkendiagramm Milieus in Giesing

Um in Zukunft mehr Menschen in Giesing zu erreichen, entwickelt der Kirchenvorstand eine „Gemeindestrategie“, die Pfarrer Micha Boerschmann erläuterte. Als Voraussetzung dafür hat der Kirchenvorstand mithilfe externer Beratung die Zusammensetzung die Bevölkerungsstruktur in Giesing und der Lutherkirche analysiert: Nach dem „Sinus“-Modell, das die Lebenswelten verschiedener Gruppen abbildet, gehören die meisten Menschen in Giesing und damit auch in der Lutherkirche zu dem „Neo-Ökologischen"-Milieu, also Menschen, die einen umweltbewussten, nachhaltigen Lebensstil pflegen, zu dem „Adaptiv-pragmatischen“-Milieu, also Menschen, die leistungsorientiert sind und sich gut an die jeweiligen Gegebenheiten an anpassen, und den „Expeditiven“ Trendsettern, die mobil leben wollen und gerne etwas neues ausprobieren, die traditionell orientierte Gruppe mit einer großen Kirchennähe ist jedoch eher unbedeutend und wird weiter abnehmen. Direkt auf die Lutherkirche bezogen, sind über die Hälfte der Gemeindemitglieder Singles, die stärkste Altersgruppe mit fast 1.900 Personen sind die 21- 35-jährigen.

Um neue weitere dieser „Milieus“ über die traditionell orientierten Menschen hinaus zu erreich, ist Pfarrer Boerschmann zufolge eine grundlegende „Perspektiverweiterung" nötig. Dabei werden jedoch die bisherigen „Klassiker“, wie Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen, Taufen, Trauungen, Beerdigungen, Konfirmandenarbeit, Kirchenmusik und der Gemeindebrief im kirchlichen Angebot bleiben.

 

Werte als Orientierung für das Angebot von Luther

Grafik Werte KV

In einem ersten Schritt hat sich der Kirchenvorstand auf Werte verständigt, an denen sich die Lutherkirche ausrichten will. Dabei soll als übergeordneter Begriff der „Zukunftsoptimismus" stehen, wie Kirchenvorsteher Dr. Florian Büttner erläuterte. Denn die biblische Botschaft könne genau diesen Zukunftsoptimismus vermitteln in eine Zeit hinein, in der immer mehr Menschen Hoffnung und Orientierung suchen. Unter der Überschrift dieses christlichen Optimismus nannte Florian Büttner als weitere Werte ein „Sinnerfülltes Leben“, „Ökologie“ als Bewahrung der Schöpfung, „Gemeinschaft“, „Weltoffenheit und Toleranz“ und „Diversity“, dass also alle Menschen, egal welcher persönlichen Prägung, in Luther willkommen sind.

 

 

Umsetzung: Kooperation mit Philippus

In die Praxis führte schließlich der letzte Schritt der Gemeindeversammlung, die konkrete Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde Philippus. Dabei sollen, wie Pfarrer Boerschmann, die Eigenständigkeit und die jeweiligen Profile der beiden Gemeinden erhalten bleiben, die drei Pfarrerstellen (zwei an Luther, eine an Philippus) und zukünftig ein Diakon oder eine Diakonin für beide Gemeinden allerdings eng zusammenarbeiten. Eine konkrete Auswirkung haben bereits die geänderten Gottesdienstzeiten: Weil jetzt die Gottesdienste in Luther und Philippus zeitversetzt stattfinden, kann an jedem Sonntag nur ein Pfarrer oder Pfarrerin jeweils dieselbe Predigt halten.

 

Ihre Stimme für die Kirche

Kirchenvorstandswahl 2024 - Plakat Kandidier für neue Wege
Bildrechte Bilddatenbank Fundus

Zum Abschluss des Informationsteils der Gemeindeversammlung wies Kirchenvorsteherin Henrike Stehen auf die Kirchenvorstandswahl am 20. Oktober hin. Dafür bekommen alle wahlberechtigten Gemeindemitglieder automatisch Unterlagen für eine Briefwahl zugesandt, wer seine Stimme persönlich abgeben will, kann das in einem Wahllokal tun, das eine Stunde vor und eine Stunde nach dem Gottesdienst geöffnet ist, Kandidatinnen und Kandidaten für dieses wichtige Leitungsgremien sind sehr willkommen und mögen sich bis zum 15. Mai bei dem Vertrauensausschuss melden. 

 

Anregungen für den Kirchenvorstand

In der anschließenden Diskussion, die von der neuen Philippus-Pfarrerin Christine Glaser, der als Dekanin auch überregionale Verantwortung trägt, souverän moderiert wurde, äußerten Gemeindemitglieder den Wunsch nach vielfältigeren Gottesdienstformen, erinnerten daran, dass auch die Kirchenfenster in die Sanierung miteinbezogen werden sollten, regten neue Formen der Kommunikation an, vor allem auch für jüngere Menschen, fragten nach der Bedeutung von „Nachbarschaftsräumen“ für die kirchliche Arbeit, empfahlen Kooperationen mit anderen evangelischen Akteuren, wie etwa der theologischen Fakultät der LMU, und Spendenaktionen für die Renovierung der Orgel und wiesen darauf hin, dass auch Menschen mit Gehbehinderung beispielsweise für den Weg von Untergiesing zur Kirche Unterstützung brauchen könnten.

Der Kirchenvorstand sicherte zu, sich mit allen Anregungen und Wünschen zu beschäftigen.